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Das war der Sender der Berliner
Die Geschichte einer beliebten Rundfunkanstalt
Durch ein Flugblatt erfährt die Berliner Bevölkerung:
DER
DRAHT-FUNK
IM AMERIKANISCHEN SEKTOR BERLIN
beginnt am 7. Febr. 1946 zu senden.
Sie empfangen sein Programm
täglich von 17 - 24 Uhr
auf Langwelle 1429 m = 210 kHz
oder 1221 m = 245 kHz
DRAHTFUNK IM AMERIKANISCHEN SEKTOR BERLIN G. M. B. H.
Im oberen Rand des original Flugblattes befand sich noch eine Karikatur von Barlog: ein Ehepaar sitzt mit bunten Kissen im Rücken am Tisch. Darauf 2 Kaffeetassen und ein Rundfunkgerät. Aus dem Lautsprecher dieses Gerätes schlängelt sich ein Drahtmännchen mit erhobenen Armen und einem fröhlichen Gesicht. Rechts und links vom hervorgehobenen Text werden Sendungen aufgelistet: Nachrichten aus aller Welt; Unser Reporter; Die Stimme Amerikas; Berliner Hörbilderbogen; Volksmusik, Hausmusik, Konzertmusik; Verklungene Stimmen; Schallplatten aus Übersee; Stars von drüben; Die Hörstunde; Das große Sendespiel; Das verbotene Buch; Die Tischrunde; Für die Frau; Reisen ins Märchenland; Das Schau-Boot auf der Spree und einige andere Sendetitel.
Dann folgt die Gebrauchsanweisung zum Empfang - es war ja schließlich eine Drahtfunk-Einrichtung - fast schon ein Vorläufer des heutzutage gebräuchlichen Kabelempfangs....Hier allerdings mußte man einen isolierten Klingeldraht von der Antennenbuchse des uralten Rundfunkgeräts zum Kabel des früheren Fernsprechanschlusses ziehen - falls sogar noch ein Telefongerät vorhanden war (Telefone mussten ja abgegeben werden) sollte man den Draht mit einem der blanken Metallteile des Geräts verbinden. Zugegeben recht abenteuerlich, aber es hat funktioniert: man konnte Radio - man konnten den DIAS (!) hören. Eingeschränkt zwar, aber immerhin: hören!!! Es gab cirka 500 Drahtfunkanschlüsse, dazu vielleicht noch 1000 intakte Telefonanschlüsse....und die Macher arbeiteten auf umgestülpten Kisten, geliehenen Stühlen, privaten Schreibmaschinen und von der U.S. Army gespendeten Schallplatten...
Die Sendefolge des ersten DIAS-Programms vom 7.2.1946:
17:00 Ansage, Begrüßung durch Dr. Franz Wallner-Basté, Vorschau, Nachrichten
17:15 Jazz
17:30 Die Stimme Amerikas
18:00 Jugendfunk
18:15 Serenaden
18:30 Wir lesen heute: Ernest Hemingway Wem die Stunde schlägt
19:00 Verklungene Stimmen: Frieda Hempel, Josef Schwarz, Claire Dux / Feuilleton: Der Gute Leser (Werner Fiedler) Frauenfunk: Gabriela Mistral - Die Frauen auf der Konferenz der UNO / Heine-Lieder von Schubert, mit Otto Hopf und Hertha Klust
20:00 Nachrichten Berichte aus Nürnberg / Unterhaltungsmusik an zwei Klavieren Arthur Whittemore, Jack Lowe / Schöne Melodien großer Meister: Dvorak, Tschaikowsky, Wagner
21:00 Die Stimme Amerikas Bekannte Tanzkapellen: Raymond Scott / Pressestimmen aus der amerikanischen Zone / Jazz
22:00 Moderne Symphonik: Hindemith, Strauss
23:00 Tanzmusik / Kurznachrichten, Vorschau
24:00 Programmschluß
Aus dem DIAS wurde am 5. September 1946 der RIAS - der Rundfunk im Amerikanischen Sektor
Ein ausrangierter Truppensender der U.S. Army mit ganzen 800 Watt sendete nun auf der Mittelwelle vom schlammigen Gelände einer Baumschule in Britz (Britzer Damm 176). Zwei 30 Meter hohe Sendemasten strahlten ab, und das Programm kam aus der 3. Etage im Fernmeldeamt in der Schöneberger Winterfeldtstraße 28/30.
...und wie es dann weiter ging auf den folgenden Unterseiten.
